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Lebenslauf 01

1967 in einer Kleinstadt geboren. Als sie drei Jahre alt war, übersiedelte die Familie nach Tunis, wo sie Kindergarten und Volksschule besuchte. Ihre Lehrerin dort bezeichnete sie als „petite diable“. Nach drei Jahren kehrte die Familie in die Kleinstadt zurück, wo sie die Volksschule und das Gymnasium besuchte. Zeit ihres Lebens erinnerte sie sich an die düstere, kalte Nässe nach der Rückkehr aus dem sonnigen Süden. Nach der folgreichen Matura, wo sie eine Sondererlaubnis erhalten hatte, sowohl in Musik als auch in Bildnerischer Erziehung maturieren zu dürfen, erhielt sie ein Stipendium für die Sommerakademie Salzburg. Damit war die Entscheidung für das zeichnerische Fach gefallen. Auf dem salzburgischen Land besuchte sie die Schule für Einrichtungsberater, was ihr zeitlebens eine tiefe Abneigung gegen Möbelhäuser und die österreichische Provinz bescherte. Nach Abschluß des Kollegs ging sie nach Wien, wo sie die Aufnahmsprüfung an der Akademie der Bildenden Künste nicht schaffte. Als Überbrückung studierte sie Kunstgeschichte, Germanistik und Publizistik und lebte glücklich und begeistert über das Leben in einer großen Stadt in einer Studenten-WG. Als sie die Aufnahmsprüfung zum zweiten Mal nicht schaffte, begann sie ein Lehramtsstudium für Deutsch und Bildnerische Erziehung, was sie zusammen mit dem dritten „fast aufgenommen“, aber doch negativen Aufnahmebescheid an der Akademie in eine tiefe Krise stürzte. Mit einem Studienkollegen wollte sie in den Jemen per Anhalter fahren, in Port Said wollte sie jedoch kein Kapitän mitnehmen. Also beschlossen sie, in Ägypten zu bleiben. Nach etlichen Tagen war sie vom Reisegefährten so genervt, dass sie nach einer anderen Begleitung Ausschau hielt und diese in Form eines Kronenzeitung lesenden jungen Mannes im Hotelkaffee auch bald fand. Mit diesem reiste sie kreuz und quer durch Ägypten, bis sie zu Studienbeginn heimwärts fuhr. Ihr junger Begleiter kam in den zwei Tagen nach ihrer Abreise aus ungeklärten Umständen ums Leben. Nach Wien kamen lediglich sein Rucksack und seine Urne zurück. Sie erhielt von seiner Mutter seine Tagebücher, was sie in eine tiefe Traurigkeit stürzte. Da sie die Möglichkeiten eines Aktmodells nutzen wollte, ging sie einen halben Tag zum Aktzeichnen während der Aufnahmsprüfung an der Akademie. Zu ihrer Überraschung wurde sie aufgenommen. Aufgrund dieser Erfahrungen während des Selektionsprozesses „Aufnahmsprüfung“ blieb sie dem akademischen Ausbildungsmodell immer reserviert gegenüber. Sie beendete die Hauptschullehrerausbildung und begann, Immigrantenkinder zu unterrichten. Parallel dazu studierte sie Bildnerische Erziehung an der Akademie und Germanistik an der Universität. Sie nutzte alle Möglichkeiten, im Ausland zu studieren: ein halbes Jahr in Kairo, das ihr soviel Kraft kostete, dass sie später beschloß, noch ein Jahr hinzugehen, ein halbes Jahr Malereistudium in Maastricht, Besuch von Sommerakademien in Salzburg, von denen sie mehr profitierte als von ihrem fünfjährigen Kunststudium. Nach dem Studium absolvierte sie das einjährige Unterrichtspraktikum an einem Gymnasium in Wien. Von der Schulrealität angeödet, ging sie noch ein Jahr nach Kairo, um die Geschichte des Kunstunterrichts in Ägypten zu untersuchen. An den Erfahrungen und Einflüssen in und von Ägypten arbeitete sie sich noch jahrelang ab, sowohl künstlerisch als auch intellektuell. Nach ihrer Rückkehr unterrichtete sie an ihrer alten Schule drei Tage in der Woche Bildnerische Erziehung, wo sie mit der Welt ihrer Herkunft Frieden schloß. Vier Tage pro Woche lebte sie in Wien in der Wohngemeinschaft und studierte noch Malerei und Grafik an der Hochschule für angewandte Kunst. Sie erhielt Arbeitsstipendien für Rom, Italien, Krumau, Tschechien und Malo, Italien, ebenso zahlreiche Preise und Auszeichnungen. Ihre Ausstellungstätigkeit erfolgte kontinuierlich, bekannt wurde sie vor allem durch ihre Textilarbeiten. Nach dem Diplom wurde sie von einer Modeschule in Wien für den textilen Siebdruck und für künstlerische Fächer angeworben. Spät absolvierte sie berufsbegleitend noch ein Masterstudium Textil/Kunst und Design. Sie unterrichtete später als Gastprofessorin an eben diesem Institut. Anläßlich des 100-jährigen Bestehens des Internationalen Frauentages lud sie Künstlerinnen auf den rosa Teppich, um vor Museen und auf öffentlichen Kulturplätzen ihre Arbeiten und damit ihren Anspruch auf Präsenz zu demonstrieren. Die Teppichaktionen breiteten sich in den kommenden Jahren in viele Länder aus. Sie schaffte es, ein internationales Netzwerk von kreativen und künstlerischen Frauen aufzubauen. Zahlreiche Ausstellungen, Performances, Workshops und eine Jobbörse fanden im Rahmen dieses Netzwerkes statt. Viele Künstlerinnen fanden Unterstützung, Hilfe und Inspiration in den Krisen. Der Teppich wurde zum Symbol der weltweiten Bewegung, die nach ihr benannt wurde.

© Ingrid Gaier

Curriculum vitae 01

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Lebenslauf 02

1967 in einer pulsierenden Metropole geboren. Nach dem Besuch der Pflichtschule absolvierte sie eine Optikerlehre, der sie die Meisterprüfung folgen ließ. Sie spezialisierte sich auf die schwierigen Schliffe der Brillengläser. Mit 20 wechselte sie in ein astronomisches Institut der größten Universität in der Stadt, wo sie für den Linsenschliff verantwortlich war. Sie lebte mit dem Künstler XY zusammen, mit dem sie drei Kinder hatte. Auf der Universität meisterte sie den Auftrag, der sie in Fachkreisen sofort bekannt machte; sie schliff eine Serie vier Meter Durchmesser Linsen, deren Montage es erlaubte, ins benachbarte Sonnensystem zu sehen. Ihr Mann nahm regen Anteil an ihren Leistungen und regte sie an, diese in eine künstlerische Sprache einzubauen. Gemeinsam entwickelten sie kinetische Spiegel- und Linsenobjekte, die Licht bündelten bzw. streuten. Diese beweglichen Skulpturen schickten Lichtsignale in die Landschaft. Sie verwirklichten diese Lichtspiele auf allen Kontinenten an markanten Landschaftspunkten und erregten damit großes Aufsehen. Sie erneuerte das Morsealphabet und adaptierte es für Lichtzeichen, um Botschaften rund um den Erdball zu schicken. Mit diesen „messages“ wurde sie auch im Kunstkontext wahrgenommen. Im Alter gründete sie eine Schule für Sehbehinderte, wo sie für jedes Kind paßgenau Brillengläser schliff. Sie starb mit dem Blick in die Sonne gerichtet.

© Ingrid Gaier

Curriculum vitae 02

Born in 1967 in a bustling metropolis. After visiting the school she completed an optician apprenticeship, followed by the master’s examination. She specialized in the most difficult cuts of the lenses. At 20, she moved to an astronomical institute of the largest university in the city where she was responsible for cutting the lenses. She lived with the artist XY, with whom she had three children. At the university, she mastered a task that made her instantly famous in professional circles when she cut a series of four-meter-diameter lenses, which assembled allowed to see into the neighboring solar system. Her husband took an active part in her achievements and encouraged her to incorporate them into an artistic language. Together they developed kinetic mirror and lens objects, which scattered or bundled light. These moving sculptures sent light signals into the landscape. They realized those light displays on all continents at prominent landscape points, and received a lot of attention. She renewed the Morse alphabet and adapted it for light signals to send messages around the globe. These „messages“ were also perceived in the context of art. At a high age she founded a school for the visually impaired, where she made exactly cut lenses for each child. She died with her eyes gazing at the sun.

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Lebenslauf 03

1967 in der Landeshauptstadt geboren. Mit sechs Jahren stürzte sie aus dem fünften Stock und überlebte wie durch ein Wunder nahezu unverletzt. Seitdem wurde das Fliegen für sie zu einer Besessenheit. Bereits in der Schulzeit beschäftigte sie sich mit der Konstruktion von Flugapparaten. Nach der Schulzeit ließ sie sich zur Pilotin ausbilden und wurde zu einer berühmten Kunstfliegerin. Sie entwickelte eine eigene Choreographie und flog abstrakte Zeichnungen in den Himmel. Im Laufe der Zeit ließ sie ihre Flugshows filmisch aufzeichnen, und stellte diese in Zeitraffer ins Web. Diese wurden vom Independent Cinema entdeckt. Auf Anfragen zeigte sie ihre Filme auf den großen Filmfestivals des künstlerischen Films und gewann die höchsten Preise. Im ehemaligen Ostblock formierte sich eine große Fangemeinde, die jeden ihrer Filme hymnisch feierte und treuer Besucher ihrer Flugevents wurde. In Tschechien wurde ihr ein schöner Platz im Altersheim zur Verfügung gestellt. Sie widmete sich dort dem Modellfliegerbau, den sie zu Therapiezwecken weiter entwickelte. Es wurde das fröhlichste Altersheim in ganz Europa. Den Balkon ließ sie zu einem Start- und Landeplatz umbauen, wo sie während eines Wettkunstfliegens friedlich entschlief. Ihr Flieger vollführte noch eine perfekte Drehung, bevor er in den Teich stürzte.

© Ingrid Gaier

Curriculum vitae 03

Born in 1967 in the state capital. At the age of six , she fell from the fifth floor and miraculously survived virtually unscathed. From then on, flying became an obsession for her. Already in school, she worked on the construction of flying machines. After finishing school, she trained to become a pilot and became a famous aerobatic pilot. She developed her own choreography and created abstract drawings flown into the sky. Over time, she had her air shows recorded on film, and put them in time lapse on the web. These were discovered by the Independent Cinema. On request, she showed her films on the major film festivals of artistic film and won the highest prizes. In the former Eastern bloc, a large fan base developed which celebrated each of her movies hymnically, and who became loyal visitors of her flight events. In the Czech Republic, a beautiful place in a nursing home was provided for her. She dedicated her life there to the creation of model planes, which she developed further for therapeutic purposes. It was the happiest retirement home in Europe. The balcony was transformed into a start- and landing site, there she passed away peacefully during an aerobatic flying competition. Her model plane still performed a perfect loop, before it plunged into the pond.

© Ingrid Gaier

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Lebenslauf 04

Geboren 1967 in einer pulsierenden Großstadt. Als Tochter einer Sängerin und eines Kochs wuchs sie in einer sinnvollen, sinnlichen und kreativen Umgebung auf. Schon als Kind war sie eine manische Zeichnerin und Esserin. Erste Kochshows vor ihren Schulkollegen. Erste Kontakte mit der Anarchistengruppe „Kunst geht durch den Magen“. Mit 18 Beginn des Kunststudiums an der Columbia University, NYC. Ihre Abschlußarbeit „Social cannibalism“ beschäftigte sich mit performativen und gesellschaftskritischen Elementen in der Kochkunst. Produktion eines veritablen Skandals, Ausweisung aus den USA. Gründete in Berlin die Liga „Anarchistische Kunstköche“. Ausstellung mit Performances im Museum für moderne Kunst, Gropiusbau. Die Explosion eines Gasherdes in der Ausstellung löste einen Flächenbrand aus, der einen Großteil des Museums zerstörte. Sie begrüßte dieses Geschehnis als Statement gegen die Definitionsmacht des Kunstmarktes. Anklage wegen Brandstiftung. Den Prozeß erklärte sie zu einer Kunstaktion und nutzte ihn um in der Öffentlichkeit ihren Kunstbegriff bekannt zu machen. Das Urteil fiel unerwartet hart aus; für Sachbeschädigung und Gefährdung menschlichen und tierischen Lebens wurde sie zu zwanzig Jahren Haft verurteilt. Im Gefängnis gründete sie das „Prisoner´s art Movement“, das mit spektakulären Ausstellungen und Aktionen berühmt wurde. Nach ihrer Entlassung widmete sie sich verstärkt gesellschaftlichen Randgruppen. Für dieses Engagement erhielt sie in hohem Alter den Mutter-Theresa-Preis.

© Ingrid Gaier

Curriculum vitae 04

Born in 1967 in a bustling metropolis. After visiting the school she completed an optician apprenticeship, followed by the master’s examination. She specialized in the most difficult cuts of the lenses. At 20, she moved to an astronomical institute of the largest university in the city where she was responsible for cutting the lenses. She lived with the artist XY, with whom she had three children. At the university, she mastered a task that made her instantly famous in professional circles when she cut a series of four-meter-diameter lenses, which assembled allowed to see into the neighboring solar system. Her husband took an active part in her achievements and encouraged her to incorporate them into an artistic language. Together they developed kinetic mirror and lens objects, which scattered or bundled light. These moving sculptures sent light signals into the landscape. They realized those light displays on all continents at prominent landscape points, and received a lot of attention. She renewed the Morse alphabet and adapted it for light signals to send messages around the globe. These „messages“ were also perceived in the context of art. At a high age she founded a school for the visually impaired, where she made exactly cut lenses for each child. She died with her eyes gazing at the sun.

© Ingrid Gaier

Lebenslauf 05

1967 geboren als Tochter eines Brauereibesitzers. Der Geruch des Biers bereitete ihr schon als Kind Kopfweh. Als Jugendliche strebte sie vom  Betrieb weg über die Grenzen hinaus. Nach Besuch des Gymnasiums beschloß sie, um die Welt zu reisen, was sie ohne größere Aufregungen tat. Von Heimweh wurde sie nie geplagt, da sie überall auf die verschiedensten Biersorten traf. Manche Länder erschienen ihr nicht sonderlich faszinierend, was an der dort fehlenden Bierkultur lag. In Belgien mit seinen vielen exotischen Biersorten begann sie ein Kunststudium, wechselte jedoch bald ins Grafik-Design. Nach Beendigung des Studiums arbeitete sie für große Getränkefirmen und brach in ihren Werbestrecken jedes Tabu. In Seattle bekam sie eine Professur für Grafik-Design, kündigte jedoch wegen des prüden Verhältnisses der Universitätsleitung zu Alkohol und Sexualität. Als weltberühmte Grafikerin kehrte sie in die Heimatprovinz zurück und übernahm die elterliche Brauerei. Sie entwickelte neue Sorten mit erträglicheren Düften, wofür ihr ganze Generationen von Frauen dankbar waren. In kurzer Zeit nahm sie an Bierwettbewerben teil und rangierte mit ihren neuen Sorten immer in der ersten Liga. Berühmt wurde ihr Bier durch die originellen Werbekampagnen, die sie selbst entwarf. Die Krönung ihrer Arbeit war eine Ausstellung im Museum für angewandte Kunst in Prag, wo sie für den europäischen Plakatpreis nominiert wurde. Die Verleihung wurde legendär, da 222 Biersorten ausgeschenkt wurden. Die Ausstellung tourte um die Welt. Sie starb hoch geachtet, und vermachte die Brauerei ihren Arbeitern. Diese gestalteten ihr ein großes Grabmal in Form eines gigantischen Bierfasses.

© Ingrid Gaier

Curriculum vitae 05

1967 born as the daughter of a brewer. Already as a child, the smell of beer caused her headaches. As a teenager, she felt compelled to get away from the company, beyond borders. After attending high school she decided to travel around the world, which she did without much excitement. She was never bothered by homesickness, because wherever she went she encountered all sorts of different beers. Some countries appeared to her not very fascinating, due to their lack of beer culture. In Belgium, with its many exotic beers, she began to study art, but soon moved into graphic design. After graduating she worked for large beverage companies, breaking every taboo in their advertising sections. In Seattle, she was a professor of graphic design, but resigned because of the prudish attitude of the university administration towards alcohol and sexuality. As a world famous graphic designer, she returned to the home province and took over the brewery of her parents. She developed new varieties with a more tolerable scent, for which entire generations of women were grateful. Soon she took part in competitions, and the new varieties of beer ranked always in the first league. The beer became famous because of the original ad campaigns, which she designed herself. The culmination of her work was an exhibition at the Museum of Applied Arts in Prague, where she was nominated for the European poster design prize. The ceremony became legendary, as 222 types of beer were served. The exhibition toured around the world. She died highly respected, and bequeathed the brewery to the workers. They designed for her a grave monument in the form of a giant keg of beer.

© Ingrid Gaier

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Lebenslauf 06

1967 als uneheliches Kind einer Volksschullehrerin und eines Bergbauern in Osttirol geboren. Von der Mutter erbte sie das musische Talent, vom Vater die Naturverbundenheit und Zähigkeit. Die langen Winter einer als übermächtig empfundenen Bergwelt wurden für verschiedene häusliche Tätigkeiten genutzt. Schon als kleines Mädchen formte sie außergewöhnliche dreidimensionale Gebilde aus Salzteig und Ton. Aus dem Wunsche heraus, nie wieder in den Tiroler Bergen frieren zu müssen, begann sie eine Lehre als Hafnerin. Ausgehend von den traditionellen Ofenformen des alpinen Raumes begann sie, neue skulpturale Formen zu entwickeln. Sie experimentierte mit Glasuren und Erden, und erzeugte dadurch neue Oberflächenstrukturen. In hohem Alter adoptierte sie mangels Erben ihr leiblicher Vater. Den väterlichen Hof baute sie zu einer Ofenwerkstätte um. Berühmt wurde sie, als Fotos ihrer Öfen und Keramikobjekte in einer englischen Fachzeitschrift erschienen. In hohem Alter besuchte sie eine japanische Delegation, um sie als „Mutter der Keramik“ zu würdigen. Hochbetagt starb sie friedlich auf ihrem Hof beim warmen Kachelofen. Ihre Arbeiten werden heute teuer gehandelt, die Preise steigen ungebremst. Zur Zeit bemühen sich die Chinesen um eine perfekte Kopie ihres Bergbauernhofes mit der berühmten Werkstätte.

© Ingrid Gaier

Curriculum vitae 06

1967 she was born as an illegitimate child of an elementary school teacher and a mountain farmer in Tyrol. From her mother she inherited the musical talent, from her father, the love of nature and his toughness. The long winters in the as overwhelming perceived mountains were used for various household activities. Already as a little girl she created extraordinary three-dimensional objects from salt dough and clay. Out of a desire to never again having to freeze in the Tyrolean mountainside, she began an apprenticeship as an oven builder. Based on the traditional stove forms of the alpine region, she began to develop new sculptural forms. She experimented with glazes and earths, and in this way generated new surface structures. At an old age, she was adopted by her biological father due to a lack of heirs. Her father’s farm was converted into a furnace workshop. They became famous when photos of their furnaces and ceramic objects were published in a British journal. In her old age she was visited by a Japanese delegation which paid tribute to her as the „mother of ceramics“. Being aged, she died peacefully at her farm near the warm oven. Her works are now traded expensively, prices are rising unabated. At present, the Chinese are trying to create a perfect copy of her mountain farm with the famous workshop.

@ Ingrid Gaier

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Lebenslauf 07

1967 in San Diego als Tochter zweier Künstler geboren. Sie besuchte eine Schule mit kreativem Schwerpunkt. Schon früh war für sie klar, dass sie eine künstlerische Laufbahn einschlagen würde. Mit 16 erhielt sie ein Schülerstipendium für Hochbegabte. So konnte sie ohne finanzielle Probleme die Schule beenden. Aufgrund der ausgezeichneten Abschlussprüfungen erhielt sie ein Stipendium für die Salzburger Sommerakademie. Dort besuchte sie die Aktzeichenklasse. Der Maler dort war ein Vertreter der „Schule der neuen Fleischlichkeit“, und er war so beeindruckt von ihrem Talent, dass er sie in seine Malereiklasse an der Hochschule der Künste Berlin einlud, um Malerei zu studieren. Sie nahm diese Einladung mit Begeisterung an und ging nach Berlin. Durch ein Stipendium ihres Heimatlandes konnte sie dort fünf Jahre Malerei studieren. Während des Studiums erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen, wie den Meisterklassenpreis, das Käthe-Kollwitz-Stipendium, die Goldene Medaille der Akademie für die beste Jahresarbeit, den Preis für das beste Diplom. Sie erhielt zahlreiche Arbeitsstipendien überall auf der Welt. Mit 54 übernahm sie die Malereiklasse ihres Lehrers und Förderers in Berlin, was für sie lediglich eine weitere Lebensvariante als Stipendium bedeutete. Sie setzte sich für ein breit gefächertes Stipendiensystem für alle ein, was eine Vorstufe des Grundeinkommens werden sollte.

© Ingrid Gaier

Curriculum vitae 07

Born in 1967 in San Diego as the daughter of two artists. She attended a school with creative focus. Early on it was clear that she would pursue an artistic career. At 16, she received a scholarship for highly gifted students. So she could finish the school without financial problems. Due to her excellent final exams, she received a scholarship to the Salzburg Summer Academy. There, she attended the act drawing class. The painter there was a representative of the „School of the New Carnality,“ and he was so impressed by her talent that he invited her into his painting class at the Academy of the Arts Berlin, to study painting. She accepts the invitation with enthusiasm and goes to Berlin. Due to a grant from her home country, she can study painting there for five years.  During her studies she received many awards, including the Master Class prize, the Käthe-Kollwitz-scholarship, the Golden Medal of the Academy for the best work of the year, and the prize for the best diploma. She received numerous working scholarships all over the world. At age 54 she took over the painting class of her teacher and promoter in Berlin, which for her merely meant another live version of a scholarship. She was engaged in promoting a broad scholarship system for everyone, which was supposed to be a precursor of a base income.

© Ingrid Gaier

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Lebenslauf 08

1967 auf einer Insel im Mittelmeer geboren. Da die Mutter in die USA emigrierte, wuchs sie bei den Großeltern auf. Der Großvater war Glasbläser und fertigte mit seiner Frau Weihnachtsschmuck aus buntem Glas an. Die Christbäume mit ihrem leuchtenden Glasschmuck, in dem sich die Kerzen spiegelten, gehörten zu ihren frühesten Kindheitserinnerungen. Nach der Pflichtschule besuchte sie eine Kunstgewerbeschule mit dem Schwerpunkt Glasdesign. Bei einem internationalen Wettbewerb zur Neugestaltung der Glasfenster im Kölner Dom gewann sie völlig überraschend den ersten Preis. Diese Kirchenfenster wurden sehr kontroversiell diskutiert. Dadurch wurde sie schlagartig berühmt. Ihre Glasbilder und Fenster zierten im Laufe der Zeit zahlreiche Gebets- und Meditationsräume. Zu ihren wichtigsten Werken zählen die Glasfenster der Synagoge in Budapest, in der großen Moschee in London und im Petersdom in Rom. Zeit ihres Lebens träumte sie jedoch von einem Christbaum mit eigenwilligem Glasschmuck. In hohem Alter trat sie in ein Kreativkloster mit malenden Nonnen ein. Diese lehrte sie die Kunst der Glasgestaltung, und dort ging auch ihr Traum in Erfüllung. Sie gestaltete jedes Jahr den Christbaumschmuck, wobei jedes Stück ein Unikat war. Sie starb am 24.12., zufrieden den Blick auf den Christbaum gerichtet, der überall mit glitzerndem und reflektierendem Glasschmuck behängt war. Das Kloster wurde in der Folge weltweit bekannt, nicht nur wegen des Glasschmucks, der dort zu ihrem Andenken weiterproduziert wurde, sondern auch, weil sich die Nonnen zu einer freien Kooperative erklärten und sich vom Vatikan lösten, was nicht zuletzt auch ihrem Einfluß zu verdanken war.

@Ingrid Gaier

Curriculum vitae 08

1967 born on a Mediterranean island. Because the mother emigrated to the United States, she was raised by her grandparents. The grandfather was a glassblower and created, along with his wife, Christmas decorations ​​of colored glass. The Christmas trees with its bright glass decorations reflecting the candles were among her earliest childhood memories. After compulsory school, she attended an artisan school with a focus on glass design. In an international competition for the redesign of the glass windows in the Cologne Cathedral, she won the first prize, which came as a total surprise. These stained glass windows were discussed very controversially. Therefore she became immediately famous. Her stained glass windows decorated over time numerous prayer- and meditation rooms. Among her most important works are the glass windows of the synagogue in Budapest, as well as in the Great Mosque in London, and in St. Peter’s Basilica in Rome. However, all her life she dreamed of a Christmas tree with idiosyncratic glass jewelry. In her old age, she entered a creative monastery with painting nuns. She taught them the art of glass making, and there was also where her dream became true. She created every year the Christmas tree ornaments, with each piece being unique. She died on December  24th., contently gazing at the Christmas tree, hung all over with glittering and reflecting glass ornaments. The monasterysubsequently became known worldwide, not only because of the glass decoration, which were further produced there in her memory, but also because the nuns declared themselves a free cooperative and cut ties with the Vatican, what not least was due to her influence.

@ Ingrid Gaier

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Lebenslauf 09

1967 auf dem kleinen Bauernhof ihrer Großeltern geboren. Wuchs bei ihrer Großmutter auf, die eine kleine Hühnerwirtschaft hielt. Sie verkaufte die Eier, was einen guten Nebenverdienst darstellte. Bekannt war die Großmutter über das Dorf hinaus durch ihre originellen Eierverzierungen. Bald wurde sie darin von ihrer Enkelin übertroffen. Das Mädchen war von der Form des Eis zutiefst geprägt und beeindruckt. Mit 14 besuchte sie eine landwirtschaftliche Schule, wo sie sich auf Geflügelzucht spezialisierte. Nach dem Abschluß übernahm sie einen maroden Hühnerhof, den sie innerhalb von vier Jahren zu einem biologischen Musterbetrieb verwandelte. Nach etlichen Jahren verkaufte sie den Betrieb, um an der Kunstuniversität Bildnerische Erziehung und Werkerziehung zu studieren. Die Eier ließen sie jedoch nicht mehr los. Sie entwickelte in ihrem Studium die perfekte stapelbare Eierbehälterform aus 100%igem kompostierbaren Material. Dafür gewann sie einen internationalen Designpreis. In den folgenden Jahren unterrichtete sie an einer Landwirtschaftsschule, wo sie eine Designabteilung für landwirtschaftliche Produkte aufbaute. Schon in ihrer Jugendzeit hatte sie außergewöhnliche Eier gesammelt. Diese Sammlung betrug 12.000 Eier. Gemeinsam mit einem Architekten plante und errichtete sie ein international beachtetes Museum. Hochgeehrt starb sie in hohem Alter. Mit ihrem Lieblingshuhn, das sie mumifizieren hatte lassen, ließ sie sich in einem großen Ei bestatten, das auf einem Hügel weit sichtbar steht.

© Ingrid Gaier

Curriculum vitae 09

In 1967 born on the small farm of her grandparents. Was raised by her grandmother who had a small chicken farm. She sold the eggs, which led to a good supplementary income. The grandmother was known in the village and beyond for her original egg ornaments. Soon she was surpassed in this by her granddaughter. The girl was profoundly influenced and impressed by the shape of the egg. At the age of 14 she attended an agricultural school, where she specialized in poultry breeding. After graduation, she took over a dilapidated chicken farm, which she transformed in four years into a biological model farm. After several years, she sold the farm to attend the University of Arts  to study art and artisan education. The eggs, however, had a firm grip on her. In the course of her studies, she developed the perfect stackable egg container made from 100% compostable material. For this she won an international design award. In the following years, she taught at an agricultural school, where she founded the design department for agricultural products. Already in her youth she had collected exceptional eggs. This collection comprised of 12 000 eggs. Together with an architect, she designed and constructed an internationally respected museum. Highly honoured she died at an advanced age. With her favourite chicken, which she had let mummified, she was buried in a large egg, which was widely visible on a hill.

© Ingrid Gaier

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Lebenslauf 10

1967 in eine streng katholische Familie geboren. Nach dem Besuch einer Klosterschule Aufnahme in die Restaurationsklasse der Kunstakademie. Nach der intensiven Beschäftigung mit barocken Altarbildern der Verzückungen des Fleisches Hinwendung zur Bildhauerei. Ging nach London, um Bildhauerei zu studieren. Vergiftete sich beim Gießen der Kunststoffe und lag ein Jahr im Spital. In dieser Zeit entstanden zahlreiche Zeichnungen und Skizzen, die ihren Zustand reflektierten. Um diese schwere Krise zu meistern, setzte sie sich intensiv mit verschiedenen religiösen Konzepten auseinander. Sie verwarf nach reiflicher Überlegung den Vorsatz, sich einer klösterlichen Gemeinschaft anzuschließen. Ihre Gesundheit blieb geschwächt. Ihre künstlerischen Themen wurden Vergänglichkeit und Transformation. Sie arbeitete mit Naturprozessen, baute fragile Installationen und dokumentierte diese fotografisch. Diese Fotoserien gehören zu den poetischsten Land-Art-Arbeiten des 20. Jahrhunderts. Aus ihren Naturbeobachtungen heraus entschloß sie sich, aktiv gegen den Raubbau an der Natur aufzutreten. Als Mitglied einer aktivistischen Umweltschutzorganisation war sie maßgeblich an der Entwicklung des persönlichen Fußabdruckes beteiligt. Sie verband künstlerische Aktionen mit ihrem Umweltengagement. Als radikales künstlerisches Zeichen ließ sie sich am Ende kompostieren.

© Ingrid Gaier

Curriculum vitae 10

Born in 1967 into a strict Catholic family. After attending a convent school admitted to the restauration class of the Academy of Art. After the intensive occupation with Baroque altarpieces of the ecstasies of the flesh she turns to sculpture. Goes to London to study sculpture. Poisons herself during the moulding of plastics and spends a year in hospital. Produces during this period many drawings and sketches that reflect her condition. In order to master this severe crisis, she immerses herself into ​​an extensive study of various religious concepts.
After careful consideration, she forfeits the intention to join a monastic community. Her health stays weak. Transience and transformation become her favorite topics. She works with natural processes, building fragile installations and documenting them photographically. These photo series are among the most poetic land art works of the 20th century. Inspired by her observations of nature, she decides to take action against the rampant exploitation of nature.  As a member of an activist environmental group she is instrumental in the development of the personal footprint. She combines artistic activities with her environmental commitment. As a radical artistic statement she composts herself at the end.

© Ingrid Gaier

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Lebenslauf 11

1967 in einer Kleinstadt in Europa geboren. Neben ihren drei Geschwistern erlebte sie eine ruhige, unspektakuläre Kindheit. Durch den plötzlichen Tod der Eltern endete dieses normale Familienleben jäh. Ein betrunkener LKW-Fahrer hatte den Wagen der Eltern gerammt. Die Mutter am Beifahrersitz war sofort tot, der Vater starb wenig später an seinen Verletzungen. Die Kinder wurden zuerst in unterschiedlichen Heimen untergebracht, später wurden sie bei Pflegefamilien aufgezogen. Das kleine, siebenjährige Mädchen hatte Glück. Ihre Pflegeeltern waren sehr liebevoll. Sie hatten keine Kinder und freuten sich sehr über die kleine Pflegetochter. Im Alter von 10 Jahren adoptierten sie sie. Früh schon erkannten sie ihr musisches Talent und förderten sie nach Kräften. Sie spielte in der Theatergruppe ihrer Schule, lernte Cello, Klavier und Baßtuba und spielte im Schulorchester die erste Geige. Bereits mit 13 gründete sie ihre erste Girlieband und errang damit beachtliche Erfolge. Nach Beendigung der Schule wusste sie nicht, wie sie ihre Doppelbegabung leben sollte. Ihr ganzes Leben bemühte sie sich, musikalischen und bildnerischen Ausdruck zu vereinen. Eine künstlerische und musikalische Ausbildung auf universitärer Ebene beendete sie bereits nach einem Jahr. Zu engstirnig, zu patriarchal und zu dogmatisch erschien ihr das dortige Klima. Sie schloß sich zum Entsetzen ihrer Pflegeeltern einem Wanderzirkus an, wo sie die Darbietungen der Artisten musikalisch begleitete. Durch ihre ungewöhnlichen Musikkompositionen erregte sie auch außerhalb der Zirkuswelt einiges Aufsehen. Sie begann eine leidenschaftliche Beziehung zu einem Clown, der als Meister seines Faches galt. Die beiden bildeten ein kongeniales Paar. Zuerst beschränkte sie sich auf den musikalischen Hintergrund, mit der Zeit übernahm sie jedoch immer mehr schauspielerische Elemente. Da ihre Auftritte auf viel positive Resonanz stießen, beschlossen sie, sich selbständig zu machen. Als „infernalisches Duett“ eroberten sie die Kleinkunstbühnen im Sturm. Trotz der Geburt eines Sohnes spielte sie auf den Bühnen einen tragenden Part. Sie trennte nie Kunst und Leben, für sie war der künstlerische Ausdruck untrennbar mit dem Leben verbunden. Die Beziehung schlitterte in die Krise, als ihr Mann befand, als Mutter hätte sie sich mehr im Hintergrund zu halten. Die Beziehung zerbrach endgültig an den zahlreichen Affairen ihres Mannes. Froh, nicht geheiratet zu haben, verließ sie ihn mit dem Kind und dem festen Vorsatz, sich Liebhaber nach ihrem Gusto zu gönnen und mit ihrer Kunst Karriere zu machen. Beides gelang ihr ausgezeichnet. Im Alter von 27 Jahren startete sie einen kompletten Neuanfang. Schon als ihr Sohn noch im Kleinkindalter war, hatte sie ihm mit selbstgebauten Puppen kleine Stücke vorgespielt. Nun baute sie das Puppentheater aus. Sie fertigte die Puppen, baute Bühnenbilder und entwickelte ein neues Beleuchtungssystem. Anfangs schrieb sie ihre Stücke selbst und führte sie mit ihrem Sohn auf. Zuerst tourte sie mit ihrem mobilen Theater durch die Lande. Innerhalb von drei Jahren war sie so bekannt, dass sie im Zentrum von Paris große Räumlichkeiten für ihr Puppentheater anmieten konnte. Dadurch wurde es ihr möglich, aufwendige Bühnenbilder mit kinetischen Elementen zu entwickeln. Diese erregten internationale Aufmerksamkeit. Sie kooperierte zusehends mit Künstlern und Instrumentalisten, die auf der Suche nach diversen Klängen neuartige Instrumente bauten. Künstler und ausgewählte Modeschöpfer arbeiteten mit an den immer größeren Figuren, die z.T. Lebensgröße erreichten. Ihre Kooperationen mit Bühnenautoren ließ stark gesellschaftskritische Stücke entstehen. Obwohl die Geburten ihrer fünf Kinder den Prozeß einer zunehmenden Team-Arbeit beschleunigten, blieb sie doch die steuernde und treibende Kraft. Ihr Name stand für eine höchst eigenwillige Form des Puppentheaters, das nach etlichen Jahren international berühmt war. Als sie das Angebot erhielt, lebensgroße Puppen als Teil eines realen Spielfilms zu konzipieren und zu bauen, sagte sie sofort zu. Die Neuadaption dieses alten literarischen Stoffes in die Jetztzeit stellte eine gewaltige Herausforderung dar. Sie war in der Integration ihrer Figuren in die Filmregie und das Set so erfolgreich, dass amerikanische Filmstudios auf ihre Arbeit aufmerksam wurden. Sie war nun 43. Mit 43 erfaßte sie eine tiefe Lebenskrise. Das Theater erschien ihr nur mehr als hohle Illusionsmaschinerie, ein billiges gesellschaftliches Vergnügen. Die Erlöse aus dem Film gestatteten es ihr, eine Zeitlang sorgenfrei zu leben. Zu ihren leiblichen fünf Kindern adoptierte sie noch in den kommenden drei Jahren sechs Waisen- und Flüchtlingskinder. Da das Platzproblem eklatant wurde, kaufte sie mit der Hilfe eines früheren Mitarbeiters einen verfallenden Bauernhof mit neun Hektar Grund, und baute diesen zu einem gemütlichen Wohnhaus um. Das Leben und das bewusste Herstellen von Gemeinsamkeit waren ihr nun ein zentrales Anliegen. Etliche Mitarbeiter von früher zogen in den nächsten Jahren wegen der prekären Finanzlage zu ihr aufs Land. Sie nahm jeden auf, der bedürftig war. Allerdings stellte sich nach geraumer Zeit die Frage der Finanzierung für die inzwischen 25 Leute. Ihr jetziger Liebhaber war Weinbauer und Sommelier. Er riet ihr, die verwahrlosten Weingärten auf ihrem Grund wieder zu aktivieren. Da genügend Leute auf dem Anwesen lebten, die mitarbeiten konnten, beschloß sie, dem Rat zu folgen. Angeleitet von ihm wurden die Weingärten wieder gepflegt, neue Reben gesetzt und alte Stöcke zurechtgeschnitten. Die erste Ernte und der daraus produzierte Wein wurden geradezu hymnisch gefeiert. Die jährlich stattfindenden Weinfeste wurden legendär und zum Treffpunkt von Künstlern und Intellektuellen. Ab einem gewissen Moment genügten ihr die rauschhaften Feste nicht mehr. Sie überlegte, wie sie diese Situation für sich befriedigender gestalten könnte. Ein ehemaliger Liebhaber bot ihr an, mit ihm eine neue Theateridee zu entwickeln. Nach reiflicher Überlegung sagte sie zu. Sie knüpften an ihr früheres Schaffen an. Ausgehend von ihren Puppen und den früheren kinetischen Bühnenbildnern überlegte sie, welches Medium sie für Ton und bewegten Raum nutzen könnte. Ein Filmemacher bot ihr sein Material zur Verfügung an. Sie erkannte die unglaublichen Einsatzmöglichkeiten von bewegten Bildern im Bühnenkontext. Mit Anfang 50 entwickelte sie das „magische Theater“, das mit riesigen Filmprojektionen arbeitete, in denen die Puppen und Schauspieler agierten. Mit diesen Stücken wurde sie weltberühmt. Das Angebot, auf Tournee zu gehen, schlug sie aus. Stattdessen baute sie den Bauernhof um und aus. Sie ließ aus den Schuppen Gästehäuser errichten und auf freiem Feld eine bewegliche Bühne bauen. Ihr Traum war es, einmal im Jahr ein Wein- und Theaterfestival zu veranstalten. Mit der Hilfe zahlreicher Freunde gelang es ihr, den Traum von der Vereinbarkeit von Kunst und Leben zu verwirklichen. Mit der Züchtung neuer Weinsorten und deren Patentierung wurde es möglich, das Theaterprojekt dauerhaft abzusichern. Mit 60 erhielt sie den großen Staatspreis für Theaterkunst. Zahlreiche Ehrungen aus dem In- und Ausland folgten. Sie bekam die Ehrendoktorwürde der Universität Cambridge zugesprochen. Das feierte sie derartig exzessiv, dass sie einen Skandal hervorrief. Die Klatschpresse nutzte das weidlich aus und brachte wilde Geschichten über ihr Privatleben. Sie veröffentlichte darauf ein Statement, wonach sie Gott dem Herrn für so ein erfülltes Sozialleben dankte, zweitens das Recht auf ein selbstbestimmtes Familienleben ohne männlichen Vorstand vertrat, das Recht – drittens – eines jeden Menschen auf kreative und künstlerische Selbstverwirklichung forderte, viertens, das Verbot von billigen Klatschmedien forderte, fünftens, für das Recht auf Rausch und Ekstase eintrat, und noch viele Punkte mehr. Der letzte Punkt war klar und eindeutig: Sie sei niemanden Rechenschaft schuldig, und die ganze Gesellschaft könne sie sowieso am Arsch lecken. Voller Entsetzen entzog ihr die Universität Cambridge mit der Begründung, mit einer moralisch derart niedrig stehenden Person und noch dazu einer toll gewordenen alten Frau wolle man nichts zu tun haben. Sie amüsierte diese Aberkennung außerordentlich, und feierte diese gleich wieder mit einem Riesenfest, das zu einer großen Solidaritätsbekundung für sie wurde. Auf diesem Fest wurde der Verein „Verschmutze dich täglich moralisch!“ geboren. Das handelte ihr eine Anzeige wegen sittlicher Gefährdung der Allgemeinheit ein. Ihre brilliante Selbstverteidigung vor Gericht machte sie auf der ganzen Welt populär. Zahlreiche Solidaritätsgrüße trafen ein, jedoch ebenso viele Haßbriefe. Ihre Person polarisierte die Gesellschaft. Aus dieser Situation heraus inszenierte sie noch ein neues Stück, das ein Schriftsteller für sie geschrieben hatte. Sie trat dabei mit einer überlebensgroßen Kasperlefigur in Interaktion, die die Stimme der Gesellschaft symbolisierte. Das Stück war höchst umstritten und dennoch ein Riesenerfolg. Bei der letzten Aufführung schlief sie inmitten ihrer Puppen hinter der Bühne friedlich ein, um nicht wieder aufzuwachen. Sie war 80 Jahre alt. Das Gut und das Theater wurden von ihren Kindern weitergeführt. Ihr Name steht für das neue Bühnenspiel des 20. Jahrhunderts. Unvergessen bleiben ihre Puppencharaktere, die in einem eigenen Museum in Paris zu besichtigen sind. Die UNESCO erklärte den Hof zum Weltkulturerbe.

© Ingrid Gaier

Curriculum vitae 11

Born in 1967 in a small town in Europe. In addition to her three siblings, she experienced a quiet, unremarkable childhood. This normal family life came to an abrupt end with the death of her parents. A drunken truck driver had rammed her parents car and her mother in the front passenger seat was killed instantly, her father died soon after of his injuries. The children were first accommodated in different orphanages later they were brought up in foster care. The seven year old girl was lucky. Her foster parents were very loving. They had no children and were very pleased with the little foster daughter. At the age of 10 years they adopted her. They recognized her artistic talent from early on and supported her as much as they could. She participated in the drama group at their school, learned cello, piano and bass trumpet in the school orchestra and played the first violin. Even at 13 she formed her first girls’ band and it won considerable success. After finishing school she did not know how to live her out both her talent for music and for acting. Her whole life she remained trying to combine musical and artistic expression. An artistic and musical education at university level ended after one year only as she perceived the atmosphere there too narrow, patriarchal and dogmatic. To the dismay of her foster parents she then joined a traveling circus, where she accompanied performances of the artists musically. Due to her rather unusual musical compositions, she gained some attention outside of the circus world. She then began a passionate relationship with a clown, who was considered a master of his craft. The two formed a congenial pair. First they were confined to the musical background, with the time however, they included more and more acting elements. Since their appearances received enthusiastic response, they decided to become independent. As an „infernal duo“ they captured the small theaters by storm. Despite the birth of a son, playing on stage remained a considerable part of her life.  She never separated art and life, for her the artistic expression was inseparable from life. The relationship slid into crisis, when her husband thought that as a mother she would keep more in the background. The relationship broke up as a result of the many affairs of her husband. Glad not to have married, she left him with the child and the firm intention to allow herself lovers according to her own taste and to make a career as an artist. She excelled in both.  At the age of 27 years, she started a full new beginning. Even when her son was still in infancy, she had played puppet plays for him with self-made puppets.  Now, she built from the puppet theater. She created the puppets, built scenery and developed a new illumination system. At first, she wrote her own pieces and performed them with her son and they went on tour across the country with her mobile theater. Within three years ago she was so well known that she was able to rent large facilities for her theater in the center of Paris. This enabled her to develop elaborate stage settings containing kinetic elements which attracted international attention. Increasingly, she collaborated with artists and musicians who designed and built new instruments searching for new spheres of sound. Artists and selected fashion designers worked with her on the puppets, some of which reached life size. Her collaborations with playwrights lead to the creation of plays with a strong socially critical undertone. Although the births of her five children accelerated the process of increasing teamwork, she remained the controlling and driving force behind her work. Her name became synonymous with a highly distinctive shape of the puppet theater that after a couple of years had become famous internationally. When she was asked to design and build life-size dolls as part of a real feature film she immediately said yes. The new adaptation of this ancient literary material in the present time became a daunting challenge. The integration of her characters into the set was so successful that American film studios noticed her work. She was now 43 and seized by a deep midlife crisis. The theater appeared to her as a hollow illusion machine and cheap social fun. Yet, the gains of the film allowed her to live worry-free for some time. In the next three years she adopted in addition to her own five children six orphans and refugee children. As they needed now more space she bought with the help of a former employee an old farmhouse with nine acres of land, and refurbished it into a cozy home.  Her main concerns now were life and how to create a sense of community and a number of former employees in precarious financial situations found refuge with her. She took on everyone who was in need. However, soon the issue came up how to support the now 25 people. Her current lover was wine and sommelier. He advised her to rebuild the neglected vineyards on her property. Because enough people were now living on the estate that could assist in the work, she decided to follow the advice. Guided by him, they rebuilt the vineyard, set new vines and cut the old ones to size. The first harvest and the wine produced from it were received enthusiastic praise. The annual wine feasts were legendary and became a gathering for artists and intellectuals. At a certain moment though, she no longer felt satisfied by ecstatic celebrations and thought how this situation could be made more satisfying. A former lover offered to develop with her a new idea for a theater. After careful consideration, she agreed and together they picked up work that they had developed earlier. Starting with her dolls and the previous kinetic set designers, she wondered what medium they could for sound and moving space. She had material at her disposal that she received from a filmmaker and noticing the incredible possibilities of moving images in the theater context she developed in her early 50sthe „magic theater“, where puppets and actors were projected.

With these pieces, it was world-famous. The offer to go on tour, she refused. Instead, she reconstructed the farm and built a number of guest houses and an open field to a movable stage. Her dream was to host a yearly wine and theater festival. With the help of many friends, she managed to realize this dream of reconciling art and life. With the growing of new wine varieties and her patent on them, it was possible to permanently secure her theater project.  At 60, she received the National Award for Great Theater. Numerous awards from home and abroad followed. She received an honorary doctorate from Cambridge University. There, she celebrated so excessively that she caused a scandal which the tabloids enjoyed to bringing up wild stories about her private life. She released a statement in which she thanked God the Lord for such a fulfilling social life, and then proclaimed the right to a self-determined life without a male head of family, the right to creative and artistic self-expression, the prohibition of yellow press media and the right to intoxication and ecstasy and many other rights. The last point was crystal clear: she did not feel the need to be accountable for anything or to anyone and that whole society could lick her ass.  Very much to her enjoyment, the University of Cambridge withdraw her honorary doctorate arguing that it did not want to have anything to do with a mad old woman of  such low moral standing. She greeted this announcement with a huge celebration that turned into a major solidarity rally for her. During this rally the association „Turn Yourself into a Morally Subversive Person Every Day” was born which in turn brought her a charge for being a moral hazard to society. Her brilliant self-defense in front of the court became popular all over the world. Many solidarity greetings arrived, however, also as many letters full of hatred. Her personal polarized the society. When she had just come out of this situation, she directed a new piece that a writer had written for her. In it she interacted with a larger than life Punch figure which symbolized the voice of society. The play was highly controversial and still a huge success. At the last performance she fell asleep amid her puppets behind the stage so peacefully never to wake up again.  She was 80 years old. Her children took over her farm and the theater. Her name stands for the new stage play of the 20th Century; her puppet characters remain unforgettable and are on display in a special museum in Paris. The UNESCO declared the court a World Heritage Site.

© Ingrid Gaier

multiple identities

Lebenslauf 12

1967 in eine großbürgerliche Familie geboren. Schon als Kind fiel sie durch ihr ungestümes Wesen auf. Sie fühlte sich ganz und gar als Junge und lehnte weibliche Bekleidung komplett ab. Zur großen Überraschung aller entschied sie sich für den Besuch einer Modeschule mit der Abteilung Lederwaren. Nach dem erfolgreichen Schulabschluß ging sie in eine Sattlerlehre. Hatte sie sich in der Schule auf Gürteldesign konzentriert, lernte sie nun die unterschiedlichen Methoden der Lederverarbeitung kennen. Nach dem Abschluß der Lehre machte sie sich mit dem Label „hosen/trägerin“ selbständig. Das Label wurde weltberühmt, als sie für den amerikanischen Präsidenten und die sizilianischen Mafiagattinnen Hosenträger entwarf und produzierte. Sie gründete den Klub der wirtschaftstreibenden Frauen und unterstützte Frauen auf dem Weg in die Selbständigkeit. Eine frauenpolitische Karriere schlug sie aus, da Parteienpolitik ihr ein Gräuel war. Mit ihrem Label schuf sie ein starkes, weibliches Signal der Autonomie und gab der modernen Frauenbewegung ihr Wahrzeichen.

© Ingrid Gaier

Curriculum vitae 12

Born 1967 into an upper class family. Already when she was a child did her boisterous personality attract considerable attention. She entirely felt like a boy and rejected all female garment. To the surprise of everyone  she chose  to attend a school for fashion design that had a section for leather goods. After she successfully graduated from that school, she became the apprentice of a saddler and while she had specialized in her fashion school days in the design of leather belts she now learned everything about the different methods of leather handling/work. Following her apprenticeship she started her own line of trousers that she called  „she-trousers“. This label became famous all over the world when she designed and produced braces/suspenders for the President of the United States of America and for the wives of Sicilian mafiosi. She founded the association of „Women Economists“ and supported women on their path to indepent entrepreneurship.. She did not take up the offer of a career in politics for gender issues because she abhorred party politics.Through her label that became an emblem/landmark for modern women´s movement she gave a strong signal for female autonomy.

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Lebenslauf 13

1967 im Flachland geboren. Schon als Kind hielt sie Enge von Innenräumen nicht aus. Nach der mehr schlecht als recht absolvierten Matura beschloß sie, sich nie mehr Reglements zu beugen und wählte als Studienrichtung das Fach, das für sie den größten Freiraum beinhaltete, das freie Kunststudium. In München lernte sie ihre Lebensgefährtin kennen, die Zeit ihres Lebens den stabilen Mittelpunkt ihres Lebens bildete. Die beiden erwanderten sich ganz Europa. Ihre Diplomarbeit beschäftigte sich mit dem Zeitbegriff und dem Gehen und erzeugte viele kontroversielle Diskussionen damit. Sie beschloß ihr Leben mit Gehen zu verbringen. Dabei dokumentierte sie die Veränderungen in den Landschaften und Städten und kam zu einer Haltung der völligen Bedürfnislosigkeit. Immer wieder kehrte sie jedoch nach München zurück, wo ihre Freundin die Fotos und Aufzeichnungen archivierte und diese auf Ausstellungen schickte. In Ihrem Leben ging sie in Summe die Strecke Erde-Mond. Der europäische Fernwanderweg wurde nach ihr benannt. Hoch betagt starb sie auf einem Spaziergang mit ihrer Partnerin, die ihr Werk in den kommenden Jahren international berühmt machte.

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Curriculum vitae 13

Born 1967in the lowland/plain. As a child she dreaded the narrowness of the interior. After receiving rather poor marks in her A-level examns she deided to never ever again become subjected to such strict rules of procedure and chose to study fine arts which she saw as a rather free subject for studies.In Munich she met her partner who from then on became and remained the stabilizing factor throughout her life. Together they hiked across Europe, an activity that inspired her to chose the subject of walking and the concept of time as the topic for her dissertation. The outcome of her research prompted a lot of controversy and debate. Finally she decided to spend all of her with walking and hiking. She documented the alterations in cities and landscapes while walking and got to a point where she became almost ascetic in her life. She did not need most material goods any more.
She frequently returned to Munich where her friend archived the photos and sketches that she had made during her walks and where these were later sent to exhibitions. The distance she walked throughout her life equalled the distance Earth to Moon. The European Path was named after her. She died at a very old age during a walk with her partner. Her partner later made sure that her oeuvre became very famous.

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Lebenslauf 14

Geboren 1967. Nach dem Besuch einer Textilschule Aufnahmsprüfung an der HdK Berlin. Nach der Ablehnung aus großer Enttäuschung Rückzug auf eine Schweizer Alm als Sennerin. Europäische Auszeichnung für die beste Käseproduktion im Bereich der Schimmelkäse. Sie stieg in die Züchtung von Käsekühen ein und setzte sich für deren Rechte ein. Mit der preisgekrönten Kuh Aurelia präsentierte sie die verschiedenen Schimmelkäse auf internationalen Nahrungsmittel- und Züchtermessen. Berühmt wurde sie mit fotografischen Selbstinszenierungen, mit Aurelia als wichtiger und origineller Partnerin. Die Fotoserien wurden in namhaften Museen ausgestellt, wurden im Zuge der Genderdebatte gezeigt und wurden begehrtes Kulturgut von reichen Viehhändlern. Als Aurelia hochbetagt starb, geriet die Künstlerin in eine schwere Lebenskrise. Aurelia wurde mumifiziert und in einen durchsichtigen Block von Kunstharz gegossen. Sie steht als Skulptur im Eingangsbereich des Louvre, wo die Künstlerin bis zu ihrem Tode täglich ein Foto von ihr machte.

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Curriculum vitae 14

Born 1967. After attending a school for textile design she applied for the Academy of Fine Arts in Berlin. Deeply disappointed by the rejection by the academy she withdrew to an alp in Switzerland where she lived a a farmer..

When she receives an award for the best blue cheese cheese production, she moves towards the breeding of milk cows and defense of animal rights. Together with the price-winning cow Aurelia she presents a manifolded array of various sorts of blue cheese at international food and cattle breeding trade fairs. She became famous with her photographic self staging with Aurelia as a famous and original partner. The series production of these photos were shown in renowned museums in context with the debate on gender and became very attractive items for purchase and collection by rich cattle breeders.Following the demise of Aurelia at a very late age the artist was struck by an existential crisis. Aurelia became mummified and was casted into a transparent block of artificial resin. Her sculpture can be found in the entrance of the Louvre Museum. She was visited and photographed by her fomer master daily until the latter´s death.

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multiple identities

Lebenslauf 15

Sie wurde 1967 in eine Intellektuellenfamilie geboren. Ihre ungewöhnliche mathematische Begabung fiel bald auf. In der Volksschule vertrieb sie sich die Zeit damit, Statistiken der benutzten Bleistifte zu erstellen. Bereits im Gymnasium besuchte sie Vorlesungen in Mathematik an der Universität, um das Studium regulär nach der Matura dort fortzusetzen. Sie schloß es in nur drei Jahren mit Summa cum Lauda ab. Ihr Hauptinteresse galt Zahlensystemen, mit denen Prozesse und Transformationen beschrieben werden konnten. Bald wurde sie in die Akademie der Wissenschaften aufgenommen, was ihr vollkommen gleichgültig war. Sowohl ihre kühnen Berechnungen als auch ihre Schrulligkeit machten sie bekannt. Ihre Schrulligkeit äußerte sich vor allem darin, dass sie täglich Zahlen fortschrieb. Sie empfand dies als ideale Meditation, die sie dem Weltall näher brachte. Die unzähligen säuberlich beschriebenen Papierbögen mussten mit ihr verreisen. Sie musste sie täglich um sich haben. Unentwegt ordnete sie die Bögen in ein grafisches System ein, das nur wenige Eingeweihte verstanden. Für die meisten war es eine undurchschaubare ästhetische Spielerei. Sie löste eine der kniffligsten mathematischen Fragen, was ihr die höchsten Anerkennungen und den Nobelpreis einbrachte, den sie jedoch nicht abholte, da ihr die Reise mit den inzwischen etliche 100 kg wiegenden beschriebenen Papierbögen zu umständlich war. Das Wissenschaftsmuseum in Rotterdam wollte ihr eine Ausstellung ihrer Zahlenreihen ausrichten, allerdings sagte sie wegen der zu kleinen Räumlichkeiten ab. Dafür sprang der Louvre ein, der die Hälfte seiner Ausstellungsexponate in seine Depots packte, um Platz zu schaffen. Die Ausstellung wurde eine Sensation. Ein Jahr lang ordnete sie vor Ort die Zahlenreihen zu einem gigantischen Code, der in seiner Stringenz und ästhetischen Logik einmalig war. Der Chefkurator des Hauses widmete ihr einen langen Essay, in dem er die Verbindungen von Kunst und Mathematik erläuterte. Andere Museen fragten um die Ausstellung an. Nach langen Verhandlungen kam eine Wanderausstellung zustande, die kontinuierlich anwuchs, da sie wie eine Besessene weiterschrieb. Nachdem sie ihrer Meinung nach die Weltformel, von der bereits im Mittelalter die Rede war, entdeckt hatte, widmete sie ihr Werk der Tate Modern in London, die dafür extra ein Stockwerk aufsetzen ließ. Sie selbst zog sich in eine Kartause zurück, wo sie in hohem Alter friedlich unter dem Zeichen ∞ starb.

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Curriculum vitae 15

She was born in 1967 into a family of intellectuals. Her exceptional mathematical talent was soon noticed. In elementary school she passed her time compiling statistics of the used pencils. While in high school, she already attended lectures in mathematics at the university, and studied regularly there after graduation. She completed her studies in just three years, graduating summa cum laude. Her main interest was in number systems which described processes and transformations. Soon, she was inducted into the Academy of Sciences, she did not care at all about that. Both her bold calculations and her quirkiness made her well-known. This quirkiness was expressed in particular by the fact that she continued each day to write down numbers. She felt this was an ideal meditation that brought her closer to the universe. The neatly written, countless sheets of paper always had to travel with her. She had to have them around constantly. Incessantly she arranged the sheets into a graphical system that only a few insiders understood. For most it was an obscure aesthetic gimmick. She solved one of the toughest mathematical problems, which earned her the highest recognition and the Nobel Prize, which she did not pick up because the journey with the now several 100 kg of paper sheets was too cumbersome. The Science Museum in Rotterdam wanted to organize an exhibition on her series of numbers, but she declined because there was too little space. The Louvre jumped in, it stored half of its regular exhibits in its depots to make room. The show was a sensation. For a year she arranged at the location the rows of numbers to a gigantic code that was unique in its aesthetic rigor and logic. The chief curator of the house dedicated to her a long essay in which he explained the connections between art and mathematics. Other museums asked for the exhibition. After long negotiations a traveling exhibition was organized, which grew steadily, as she continued to write as if she was possessed. After she thought she had discovered the world formula, which had already been talked about in the Middle Ages, she dedicated her work to the Tate Modern in London, which had to build an additional floor. She withdrew into a monastery, where she died peacefully, at an old age under the sign ∞.

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multiple identities

Lebenslauf 16

1967 als Tochter eines Stahlmagnaten geboren. Früh verweigerte sie die Erwartungen ihrer Umwelt an ihren Status. Sie brach mehrere Schulen ab, riß von zu Hause aus und trampte durch die Welt, wo sie, wie sie immer wieder betonte, alles fürs Leben lernte. Auf den Rat eines Gurus hin kehrte sie heim, um sich mit der Welt der Eltern erneut auseinanderzusetzen. Sie setzte es durch, dass sie im väterlichen Betrieb Schweißer lernen konnte, wo ihr der Meister ein außergewöhnliches Geschick bescheinigte. In einer Kunstausstellung sah sie eines Tages Kurt Schwitters` dadaistisches Gemälde „Von Minimax Dadamax selbsterfundenes Maschinchen“ und war fasziniert durch den dadaistischen Technik- und Maschinenbegriff. Sie begann, funktionslose Maschinen aus Eisen zu konstruieren, die viel Lärm um nichts erzeugten. Sie übernahm den väterlichen Konzern mit dem festen Vorsatz, die dadaistische Sinnlosigkeit in ihr Leben zu integrieren. Neben der erfolgreichen Führung des Stahlkonzerns baute sie eine der wichtigsten dadaistischen Sammlungen auf. Gleichzeitig fertigte sie weiter ihre lärmenden Weltmaschinen, wie sie sie nannte. Auf dem Höhepunkt ihres wirtschaftlichen Erfolges übergab sie den Konzern einem Konsortium und trat von der Leitung zurück, nicht ohne vorher eine Stiftung ins Leben gerufen zu haben, die Künstlern bei ihren Arbeiten und Großprojekten technisch und finanziell weiterhalf. Sie glaubte fest an eine Verbindung von Kunst und Handwerk. Sie beriet viele Künstler, z.T. produzierte sie auch deren Arbeiten, da ihr Wissen über Materialverarbeitung legendär war. Am Ende ihres Lebens gründete sie eine gestalterische Schule der Eisen- und Metallgestaltung im Geiste des Bauhauses. Diese Schule vergab zahlreiche Stipendien an bedürftige und talentierte Jugendliche. Diese Institution wurde durch die erfolgreichen Absolventen international bekannt und ein Vorzeigemodell. Bevor sie starb, gestaltete sie noch ihr Grab aus Metallteilen, die sich klingend im Winde drehten.

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Curriculum vitae 16

Born in 1967 as the daughter of a steel baron. From early age on she realized what her surrounding expected from her and her status: she flunked several schools, ran away from home and hitchhiked around the world where as she later never grew tired of pointing out learned everything for life. Upon the advice of an Indian Guru she returned home where she resumed her conflict with the world of her parents.  She learned welding in her father´s business and was told by the foreman/master that she held a particular and exceptional talent. When she saw in an art exhibition Kurt Schwitter´s Dadaistic painting “Von Minimax Dadamax selbsterfundenesMaschinchen” (self-invented little machine by Minimax Dadamax) she became fascinated with the Dadaistic concept of technology and engineering. From then on, she started constructing machines from iron that would not function but created a lot of noise for nothing.  She took over her father´s business with the resolution to incorporate the Dadaistic principle of meaninglessness into her life. Following the successful management of her steel business that had grown into a corporation she built one of the most important collections of Dadaistic works worldwide while continuing to construct “noisy world machines”, as she called them. At the peak of her success she handed over the enterprise to a corporate group and after having created a trust that aimed at providing technical and financial support for artists and their works and projects she gave up all her functions in the business. A strong believer in the interconnection between art and craft she became an advisor for many artists and sometimes she produced their works herself because her knowledge about manufacturing was legendary. Near the end of her life she founded a school for manufacturing steel and iron in the tradition of the Bauhaus School. The school provided several stipends for poor and talented students and became internally renowned as a model for supporting very talented artistes. Before she died she had designed her own grave with metal parts that gently moved in the winds providing sounds.

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multiple identities

Lebenslauf 17

1967 als Tochter zweier Schafhirten geboren. Sie wuchs in engem Kontakt zur Herde und einer Meute von Hirtenhunden auf. Von ihrer Mutter lernte sie die Verarbeitung von Wolle, das Färben, Spinnen und das Verarbeiten von Textilien, als auch die Verarbeitung der Milch zu verschiedenen Käsen. Vom Vater lernte sie die Züchtung und das Abrichten der Hirtenhunde. Als ihre Eltern infolge einer Rauchgasvergiftung nicht mehr aufwachten, verkaufte sie ihr Hab und Gut und begab sich mit ihren 15 Hirtenhunden in die nächste größere Stadt. Ihre Welpen waren derartig begehrt, dass sie in kurzer Zeit einen Hof in Schottland kaufen und wieder mit der Schafzucht beginnen konnte. Sie experimentierte mit der Schafmilch und entwickelte eine spezielle Schafmilchseife für Neurodermitiker. Ihre Seifenproduktion war so erfolgreich, dass sie es wagte, eine Kollektion – Unterwäsche aus feinster Schafwolle – zu entwerfen und produzieren zu lassen. Die Produktion unterlag strengen ökologischen Bestimmungen. Mit speziellen Färbetechniken konnte sie die Palette der Naturfarbstoffe erweitern, was sie international berühmt machte. Ihre Kosmetik- und Unterwäschekollektion wurden weltweit bekannt und kopiert, allerdings konnte niemand die Qualität ihrer Produkte erreichen. Die Museumsshops weltweit fragten ihre Produkte an, da diese einen einmaligen kunsthandwerklichen Standard boten. Zahlreiche Anfragen von Textilkünstlern erreichten sie, da sie als die Expertin für textile Färbetechniken und Verarbeitungsmethoden galt. Die Akademie der Bildenden Künste übertrug ihr die Leitung der Abteilung für Farbenchemie. Mit 60 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz der Republik für die Erhaltung als auch für die innovative Weiterentwicklung kulturellen Erbes. An einem Sommertag döste sie inmitten ihrer Schafherde auf den Highlands ein, um nicht mehr aufzuwachen. Der Duft und das Blöken der Schafe begleiteten sie ins Jenseits, was ein glückliches Lächeln auf ihre Lippen zauberte.

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Curriculum vitae 17

Born 1967 as the daughter of a couple who were both shepherds. She grew up together with the herd and the pack of cattle dogs. Her mother taught her how to treat wool, colour and spin it, how to manifacture textiles and how to process milk for various kinds of cheese. From her father she learned how to breed and train cattle dogs. When her parents did not wake up from sleep any more following smoke gas poisoning she sold all belongings and went off together with her 15 cattle dogs to the next town. There, her cattle dog puppies were so much in demand that within a short while she was able to buy a farm in Scotland where she took up sheep breeding.She experimented with sheep milk and developed a particular kind of soap made from sheep milk that was suitable for people holding atopic eczema. So successful was her soap proeduction that she became encouraged to start a line of underwear made from finest sheep wool. The production was subjected to strict ecological criteria/benchmarks and soon she was able to broaden the range of the natural colours that she used through special colouring techniques. This made her a celebrity world wide.Her range of cosmetic products and underwear became known all over the world and were often copied. Yet, none of the copies reached the quality of her products seen as unique examples of handcraft and ordered by museum shops all over the world. As she became known as the expert for textile colouring and manifacturing, she also received many requests from textile artists. Hence, the Academy of Fine Arts asked her to become the Head of the Section for Chemical Colouring.
When she reached the age of 60, she received the Federal Cross of Merit for the preservation and innovative advancement of cultural heritage. One summer day, she feel asleep among her flock of sheep on her farm in the Scottish Highlands and never woke up again. The smell and the baa of her sheep accompanied her passing into another world and brought a smile to face.

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multiple identities

Lebenslauf 18

1967 am Meer geboren. Wasser war für sie seit frühester Kindheit prägend. Sie studierte an der Technischen Hochschule Architektur und spezialisierte sich auf den Bau von Bäder und Wellnesszentren. Nach Abschluss des Studiums erhielt sie ein Postgraduate Stipendium, mit dem sie sich in die Wasseringenieurskunst des Barock vertiefte. Die Faszination der verschiedenen Wassergestaltungen war so groß, dass sie beschloss, diese neu zu planen und zu bauen. Sie gestaltete Parks und öffentliche Plätze, die durch ihre verblüffenden Wasserorgeln und Springbrunnen eine Sensation wurden. Es entstanden Landschaftsszenarien, wo das Wasser als Gestaltungselement eine wesentliche Rolle spielte. Ihre Aufträge ließen sie in der ganzen Welt umherkommen. Wasser war ihr Lebenselement. Sie beschäftigte sich zusehends mit Brunnensystemen, Bewässerungsmethoden und einer Wasseraufbereitung, die der ganzen Menschheit Zugang zu gutem Wasser gewährleisten sollte. Für ihre Bemühungen erhielt sie den alternativen Nobelpreis und auch den Turnerpreis für ihre künstlerischen Landschaftsplanungen. Mit den Preisgeldern finanzierte sie Forschungsprojekte, die sich zum einen mit dem Erhalt und der Instandsetzung von guter Wasserqualität beschäftigten, zum anderen innovative Kunstprojekte, die das Wasser als lebenswichtige Ressource thematisierten. Als letzter Wille verfügte sie, dass ihre Asche auf dem Meer ins Wasser geleert würde.

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Curriculum vitae 18

Born  1967 at the seaside. Since childhood, water held a fascination for her. She studied architecture at the technical university and specialized in the construction of public bathes and spas. After graduation she received a post graduate scholarship and immersed herself in studying  water designs of the Baroque era.  Such great was the facination that this topic held for her that she decided to recreate water design systems. She designed parks and public places and her amazing water works and fountains became a sensation. Landscape sceneries were created with water as the formative element. The many contracts she received had her travelling all over the world. Water was her element of life. Increasingly, she absorbed herself into the construction of wells, irrigation systems and she into a water preparation system that would be benefitial for granting the entire humanity access to potable water. She received the alternative nobel price for her endeavours alongside  the Turner Price for her landscape planning .The grants enabled her to fund research projects dealing on the one hand with the preservation of high quality waterand with innovative art projects with water as the main object/theme for life on the other.In her last will she asked that her ashes would be scattered across the sea.

© Ingrid Gaier